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Einleitung:Thomas Münzer war eine denkwürdige Persönlichkeit – ein umtriebiger Seelsorger und eigenwilliger Theologe, der sich in den großen Bewegungen seiner Zeit engagierte. Seine Predigten zogen viele Menschen an, aber er wurde wiederholt vertrieben, und er blieb umstritten bis in unsere Zeit. Nach der Verteufelung und Instrumentalisierung ebnete erst im 20. Jh. die Forschung allmählich den Weg zu einem versachlichten Münzerbild.
Die Reformation des 16. Jahrhunderts wird stets mit Martin Luther, Johannes Calvin, Ulrich Zwingli und Philipp Melanchthon verbunden. Denn diese haben einen sehr hohen Einfluss auf Europa und Nordamerika ausgeübt. Auf der anderen Seite hat es Namen gegeben, die in ihrem reformatorischen Element keine ausschlaggebenden Erfolge erzielen konnten oder aber schon von Anfang an zum Untergehen verurteilt waren. Nach eigenen - meist radikalen - Vorstellungen wollten jene die Christenheit reformieren und erneuern. Gewiss gewannen sie auch Sympathisanten und Anhänger, jedoch nicht die breite Masse der Christen. Ihre Anhängerschaft konnte ihnen zum größten Teil nicht treu bleiben - kurzfristig war man von deren Ideen und Zielen begeistert. Schließlich aber hatte jeder von ihnen die Mehrheit gegen sich. Nicht nur in ihrer gegenwärtigen Zeit wurden sie ausgestoßen, sondern auch von der Nachwelt nicht akzeptiert. Ihre Existenz, Ideen und Taten wurden verurteilt und sogar aus dem Buch der Geschichte eliminiert.
Thomas Münzer gehört zu jener Kategorie von Reformatoren, die am Ende hingerichtet, verbrannt, ertränkt, verfolgt und gefoltert wurden. Überzeugt von seiner eigenen Idee ging er seinen eigenen Weg der Reformation und sah in seiner eigenen Person den Heilverkünder, der kompromisslos seine eigene Wahrheit auf Erden zur Wahrheit der Gesamtheit werden lassen wollte. Doch wie genau ist Münzer zu verstehen, seine Idee zu deuten, sein Wollen zu rechtfertigen. Oder wir müssen auch andere vor uns ihn den „Wahnsinnigen“, den Teufel nennen und sein Wirken zu seinen Lebzeiten als bloße von ihm beabsichtigte Verwirrung der Menschheit sehen. Er war ein radikaler Prediger, der sich mit biblischen Größen identifizierte und dabei keine Grenzen kannte oder aber ein Revolutionär, der sich auf die Seite des „einfachen Mannes" stellte, um an dessen Erlösung zu gelangen, ihn von falschen Zwängen zu befreien?